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„Project 2025“: Die Fake-Revolution der Heritage Foundation für die USA

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Der Präsident der Heritage Foundation, Kevin Roberts, sagte zu dem „Project 2025“:

„Wir befinden uns im Prozess der zweiten amerikanischen Revolution, die unblutig bleiben wird, wenn die Linke es zulässt.“

Dies ist, was die Wählerschaft hören will, allerdings ist der rund 900 Seiten lange Plan für einen gewaltigen Machtzuwachs der Republicans im Staatsapparat eher im Geiste eines altmodischen aristokratischen Systems. Die 13 US-Kolonien hatten einst ihre Unabhängigkeit erklärt gegenüber dem britischen Empire und King George III. Die Heritage Foundation scheint eher darauf aus zu sein, dem klassischen Imperialismus zum Sieg zu verhelfen gegen das Konzept einer modernen Republik.

Von Anfang an gab es zwei Parteien in den USA, die sich abwechselten, und sie waren sich sehr ähnlich. Es ging nicht um links gegen rechts so wie heute, da der Sozialismus noch keine Bedeutung hatte. Die hauptsächliche politische Debatte drehte sich darum, wieviel Republik man wagen sollte und wie viel eines klassischen Empires man von den Briten kopieren wollte.

Insbesondere übernahm man das Konzept einer brüderlich-elitären, familiär organisierten Oberschicht von Britannien, die besondere Universitäten besuchen durfte und sich die besten Ämter schnappte und die besten Gelegenheiten aufwies, größere Firmen zu starten. Wer nicht zu besonderen Familien gehörte und in den entsprechenden Freimaurerlogen verkehrte, war nur ein gewöhnlicher Bürger.

Wie viele Spione die Briten unmittelbar nach der Revolution hatten und wie sie diese Netzwerke ausdehnten, wurde nie angemessen von Historikern untersucht. Die Heritage Foundation gehört zu den Gruppen wie Skull&Bones, die auf Britannien zurückgehen.

„Project 2025“ ist kein amerikanischer Plan, sondern im Wesentlichen ein britisch-adliges Konzept. Britannien versuchte auch frühzeitig, eine eigene linke Sphäre aufzubauen und international auszuweiten; ein neuer Anstrich für eine altmodische Leibeigenschaft. Dementsprechend hat man als normaler US-Bürger schlechte Karten, egal ob man Republicans oder Democrats wählt.

Projekt 2025 wurde von einer Vielzahl von Trump-Insidern konzipiert, mit Personal ausgestattet und unterstützt – darunter einige der ranghöchsten und einflussreichsten Berater des ehemaligen Präsidenten.

Trump stellt sich momentan eher dumm und distanzierte sich von einem Teil der Agenda. An sich nicht überraschend, da er ohnehin keine Zeit hat, den 900-Seiten-Plan zu lesen und sich darüber hinaus weiter zu bilden. Er ist dafür bekannt, so gut wie nichts zu lesen.

Viele Aktivisten haben sich über Jahre hinweg manipulieren lassen, eine zu große angestrebte Machtfülle der Republicans zu bejubeln. In der Bush-Ära meinten noch viele Aktivisten, die Partei sei der Hort der großen Weltverschwörung.

Trumps teilweise Distanzierung wurde von einflussreichen Influencern als Verrat interpretiert; so als sei der Präsidentschaftskandidat irgendwie zu stark beeinflusst von verschwörerischen Oligarchen.

Der Influencer Alex Jones sah sich gezwungen, seinem radikalisierten Publikum zu erzählen, was es hören will, und kritisierte Trump dafür, nicht samt und sonders das Projekt der Heritage Foundation abzufeiern. Gerade Jones kritisierte in der Bush-Ära am vehementesten die Machtbefugnisse der Republicans. Später drehte er seine Fahne um 180 Grad und befürwortete sogar Internierungslager für Linke.

Man hat also die Wahl zwischen extrem links und extrem rechts. Normalbürger werden so oder so ausgebeutet. Entweder konservativ lackierte Leibeigenschaft oder links lackierte Leibeigenschaft.

In der konservativ lackierten Leibeigenschaft gibt es in den Schulen die 10 Gebote und generell keine LGBTQ-Agenda. Man kann sich aber eine traditionelle Familie nicht mehr leisten. In der links lackierten Leibeigenschaft bekommt man einen woken Zirkus, aber man kann sich nichts leisten.

Jeder Erstsemester-Politikwissenschaftler weiß, dass keine extremere linke oder rechte Linie deutliche Mehrheiten finden kann. Die moderne Psychometrie kann sogar Menschengruppen genau berechnen und Simulationen durchrechnen. Die meisten Menschen wählen ihre Ideologie gemäß ihren Persönlichkeitsmerkmalen und wie sie aufgewachsen sind. Also wäre es denkbar, dass es künftig zwei Amerikas gibt: Das Bierdosen-Bibel-Redneck-Amerika und das woke Clownshow-Amerika.

Projekt 2025 erinnert an den Council for National Policy, der in den 80er Jahren gegründet wurde. Berechnungen damals zufolge gäbe es innerhalb von 50 Jahren eine linke Mehrheit. Der CNP setzte dagegen auf ein massives Programm in Medien und Politik, das äußerst primitiv war. Oberflächliches Gerede über Bibel und Familienwerte schaffte nicht, eine konservative Mehrheit zu erreichen, sondern nur den 50:50-Deadlock zwischen den beiden Parteien.

Der CNP hatte ein wackeliges Fundament geschaffen. Junge Männer heute sind nicht mehr so wie vor 100 Jahren und wenn sie nicht wirklich kompatibel sind mit den Frauen, wird es nichts mit klassischen Familien.

„Ich weiß nichts über das Projekt 2025“, behauptete Trump in den sozialen Medien und bezog sich dabei auf den 922 Seiten starken Plan, der von einer Gruppe konservativer Organisationen unter Führung der Heritage Foundation vorgelegt wurde.

„Ich habe keine Ahnung, wer dahinter steckt.“

Die Heritage Foundation spielt seit den Tagen von Ronald Reagan eine Hauptrolle bei den Republicans und sie überschneidet sich mit dem Council for National Policy. Trump ist der CNP nicht unbekannt.

Ungefähr 60 % der 2.000 Heritage-Vorschläge wurden bis zum Ende von Reagans erstem Amtsjahr umgesetzt oder initiiert. Die Heritage Foundation unterstützte die Kriege in Afghanistan und im Irak im Krieg gegen den Terror.

Nach Trumps Sieg bei den Präsidentschaftswahlen 2016 erlangte die Heritage Foundation Einfluss auf seinen Amtswechsel und seine Amtszeit. Heritage behauptete, die Trump-Administration habe bis dahin 64 Prozent oder fast zwei Drittel der 334 vorgeschlagenen Maßnahmen auf der Agenda der Stiftung übernommen.

Zu den Treuhändern der Stiftung zählten in der Vergangenheit Personen mit Verbindungen zur Chase Manhattan Bank, Dow Chemical, General Motors, Mobil, Pfizer, Sears und anderen Unternehmen.

Wenn die Republikaner nächste Woche in Milwaukee zusammenkommen und über die offizielle Bestätigung des ersten neuen Parteiprogramms der Republikaner seit 2016 abstimmen – auf dessen Grundlage Trump und die Republikaner im ganzen Land antreten werden –, wird dieses Programm ausgearbeitet und beeinflusst worden sein von Personen mit engen Verbindungen zu Project 2025.

Ein wichtiger Teil der Agenda von Project 2025 besteht darin, die Macht des Präsidenten auszuweiten und die Mittel für Bundesbehörden wie das Bildungsministerium drastisch zu kürzen – Maßnahmen, die Trump im Wahlkampf unterstützt hat. Der Vorschlag fordert auch eine Rücknahme der Zulassung der Abtreibungspille Mifepriston durch die Food and Drug Administration.

Eine Reduzierung der Zahl der Bundesbediensteten um 50% innerhalb eines Jahres und um 75% innerhalb von vier Jahren ist ein steiles Ziel, das sich für die Zielgruppe gut anhört. Aber Heritage steht letztendlich doch für Big Government. Wer als Bürger nicht zum Club der Privilegierten gehört, hat gewaltige Nachteile.

Die Maßnahmen von Project 2025, die Steuern für die Mittelschicht zu erhöhen, Unternehmen zu erlauben, ihren Arbeitern keine Überstunden mehr zu bezahlen, ein nationales Abtreibungsverbot durchzusetzen und das Renteneintrittsalter für die Sozialversicherung anzuheben, sind äußerst unpopulär.

Im Rahmen des Projekts 2025 könnten Personen mit genügend Geld oder politischem Einfluss nach Lust und Laune eines Präsidenten über das Gesetz gestellt werden.
Projekt 2025 würde dem Präsidenten die Macht geben, alle Ressourcen des Bundes zu nutzen, um strafrechtlich zu verfolgen, wen auch immer sie will – auch politische Gegner.

CNP

Zur besseren Verwaltung des rechten Lagers wurde der geheimniskrämerische „Council for National Policy“ (CNP) geschaffen im Jahr 1981; eine Mischung aus schamlosem Machtstreben und ernst gemeintem Antikommunismus. Manche CNP-Mitglieder stammten aus dem Militär und den Geheimdiensten und waren direkt im Bilde über den Horror des real existierenden Sozialismus. Andere CNP-Mitglieder konnten zumindest indirekt den Sozialismus erkennen als gnadenlose Unterdrückung. Allerdings war es weder moralisch noch strategisch zu rechtfertigen, eine fanatische, pseudo-christliche Kult-Bewegung aufzubauen als Gegenpol zu den Linken.

Aktuelle Bücher über den CNP wie „Shadow Network – Media, Money, and the Secret Hub of the Radical Right“ bringen viel Licht ins Dunkel bei der verschwiegenen Organisation, sind aber aus einer typisch linken Perspektive geschrieben. Bei der CNP-Gründung 1981 gab es Berechnungen, laut denen die Jugend stärker nach links tendierte als nach rechts. Nach 50 Jahren, ab 2031, wäre ein Punkt des unaufhaltbaren Niedergangs erreicht. Mit dem CNP wurde von 1981 bis heute das künstliche Gleichgewicht zwischen links und rechts bewahrt, allerdings scheint im rechten Spektrum eine tiefer sitzende Zersetzung betrieben worden zu sein, getrieben durch allzu harschen Fanatismus, die Forderungen nach einem Ein-Parteien-Regime, „christliche“ Gesetze und Frauenfeindlichkeit. Dadurch ergibt sich theoretisch die Option, in der nahen Zukunft den Konservatismus kollabieren zu lassen, sodass er sich nicht mehr erholen kann. Selbst CNP-Mitglieder rochen 2015 und 2016, dass sie sich mit Donald Trump gewaltige Probleme einhandeln, die sich auf die nächsten Generationen erstrecken. Aber die CNP-Führung setzte sich durch.

Der Texaner Herman Paul Pressler III., ein Richter aus Houston, der von einer einflussreichen Familie abstammte die im Ölgeschäft war, war eine entscheidende Figur bei der Entstehung des CNP und diente auch als Präsident der Organisation. 2018 berichtete die Zeitung Houston Chronicle, dass mehrere Männer von ihm Jahrzehnte zuvor vergewaltigt worden wären, als er noch ein junger Priester war. Paige Patterson, auch eine wichtige Figur in der Frühgeschichte des CNP, habe die Sache vertuscht. 

Der Priester Jerry Falwell gab in vielen Themen die Leitlinie vor und Paul Weyrich schuf mit dem Geld vom Bier-Baron Joseoph Coors und von Richard Scaife (aus dem Mellon-Clan) die Heritage Foundation, eine Kaderschmiede die unzählige republikanische Politiker hervorgebracht hat. Unter dem Begriff „Dominionism“ versteht man die Absicht, eine durchweg christliche Einheitsregierung zu formen. Weitere CNP-Gründungsmitglieder waren u.a. der Prediger Tim LaHaye, der Öl-Unternehmer Nelson Bunker Hunt (Sponsor der Birch Society, die lange Zeit Verschwörungsmedien kontrollierte), und Joseph Coors.

Der CNP konnte bestimmen, was zum Bestseller wurde: Von LaHayes Roman-Reihe „Left Behind” wurden mehr als 65 Millionen Exemplare verkauft. Millionen Christen steigen in der Geschichte in den Himmel auf am Tag des jüngsten Gerichts, während die Kommunisten im Elend versinken.

Der CNP-Gründer John Singlaub war ein General im Ruhestand und Mitbegründer der CIA. Seine Aktivitäten erstreckten sich auf die Mandschurei während der kommunistischen Revolution in China, auf den Koreakrieg, Nicaragua, und den Kampf der Afghanis gegen die sowjetischen Besatzer. Er war verwickelt in den United States Council for World Freedom, die US-Abteilung der World Anti-Communist League (WACL). Das Chapter war in die Iran-Contra-Affäre verwickelt. Associated Press berichtete, dass „Singlaubs private Gruppe zum öffentlichen Deckmantel für die Operation im Weißen Haus wurde“. Die WACL wurde vom ehemaligen Mitglied Geoffrey Stewart-Smith als „weitgehend eine Ansammlung von Nazis, Faschisten, Antisemiten, Fälschern, bösartigen Rassisten und korrupten Selbstsüchtigen“ beschrieben.

Colonel Oliver North geriet wegen Iran-Contra in Schwierigkeiten und ließ durchblicken, dass der CNP in aktive Operationen verwickelt war. In den Anhörungen zum Skandal wurde North 1987 gefragt, ob er beim Nationalen Sicherheitsrat beschäftigt gewesen war mit einem Plan für nationale Notstands-Situationen. In der Zeitung Miami Herald war enthüllt worden, dass die Bundesregierung entgegen den Bestimmungen der Verfassung dazu bereit wäre, massenhaft US-Bürger einzusperren. Es gab sogar eine geheime Übung dafür namens „Readiness Exercise 1984“ und Programme wie „Garden Plot“.

In den rechten Regierungskreisen rechnete man damit, dass die USA Truppen nach Zentralamerika schicken werden, und dass sich dann innerhalb Amerikas militanter Widerstand in linken Kreisen formt. Als in den 1990er Jahren unter der demokratischen Regierung von Bill Clinton solche Vorbereitungsmaßnahmen auf Aufstände weitergeführt wurden, befürchteten manche rechten Aktivisten und Influencer, dass alles irgendwie Teil der links-jüdischen Weltverschwörung sei. Die Anhänger der klassischen Verschwörungsmedien (welche von der Birch Society und dem CNP kontrolliert wurden) rechneten damit, dass Bill Clinton den Vereinten Nationen die Kontrolle über die USA aushändigen werde, woraufhin dann massenhaft US-Patrioten in den Internierungslagern landen. Der Endzustand sei dann die „Neue Weltordnung“. Später unter dem republikanischen Präsidenten George W. Bush liefen die Vorbereitungen für eine Aufstandsbekämpfung weiter und die Verschwörungsaktivisten gerieten nach den Anschlägen von 9/11 in Panik.

Die neue Legislatur wie der Patriot Act umging die Verfassung und die Republicans deuteten stark an, dass bei einem weiteren, größeren Anschlag durch Islamisten letztendlich die Partei diktatorisch herrschen werde. Der Verschwörungs-Influencer Alex Jones, der mit Leuten aus der Birch Society und dem CNP eng verbunden war, veröffentlichte die Dokufilm-Reihe „Police State“ darüber, wie unter dem Deckmantel des Katastrophenschutzes die Behörde FEMA und andere Teile der Regierung Internierungslager vorbereiten. Als Alex Jones sich später in der Trump-Ära wieder stark der Republican-Partei annäherte, erklärte er, dass die Lager eigentlich immer für linke Aufständische, und nicht für rechte gedacht waren. Man solle sich deshalb keine Sorgen machen.

In der Reagan-Ära gab es eine massive Ausweitung der politisch-religiösen Radioprogramme durch den CNP. Viele aus dem Zielpublikum lasen keine Zeitung oder wollten keine Zeitungs-Abos bezahlen. Auf dem Weg zur Arbeit im Auto oder während der Arbeit konnte man sich berieseln lassen.

Selbstverständlich verfügte der CNP über Experten für psychologische Kriegsführung und Psychometrie. Das CNP-Mitglied James Dobson war Psychologe und moderierte die Sendung „Focus on the Family“.

Pat Robertson, Sohn eines Senators aus Virginia, und Jura-Absolvent der Yale-Universität, wurde Pastor und schuf das gewaltige Christian Broadcasting Network (CBN) und stieß auf zur Führungsebene des CNP.

Zwischen 2000 und 2015 schrumpfte der Markt für Werbeanzeigen in Zeitungen von 60 Milliarden auf nur noch 20. Auch das Internet sorgte dafür, dass seit 2004 rund 1800 Zeitungen verschwanden. Die Besitzer (bzw. Anteilseigner) von Großkonzernen kauften Zeitungen auf wie die Washington Post. Fast der gesamte Inhalt einer Zeitung wird geliefert von Nachrichtenagenturen wie Reuters. Einflussreiche rechte Kreise konnten nach Belieben Zeitungen und Radioprogramme subventionieren, um damit dann Einfluss auf Wahlen und Gesetzgebung zu nehmen. Viel von der politischen Agenda bevorteilte reiche Kreise und benachteiligte gewöhnliche Bürger, was die Nachfrage nach sozialistischer Politik erhöhte.

Milliardäre aus der Ölbranche wie die Kochs oder aus dem Multi-Level-Marketing wie die DeVos-Familie mit Amway, konnten mit Geld um sich werfen. Es ist klar, dass dieses Kartell die gesamte konservative Sphäre übernehmen konnte, sodass sich möglichst nie etwas Unabhängiges entwickeln kann. In der Internet-Ära in den frühen 2000er Jahren starteten verschiedene Personen spontan Sendungen und produzierten Dokufilme, aber man konnte spüren, dass die verantwortlichen Personen zumindest indirekt beeinflusst waren von John Birch Society oder dem CNP. In der Bush- Ära von 2000 bis 2008 gab es eine wachsende Szene aus Verschwörungsideologen, die die Republican Party ablehnten. Man beklagte ein Zwei-Parteien-Kartell und eine Strategie der Spaltung der Bevölkerung. Es gab die dringende Empfehlung, weniger auf Ideologie zu setzen und Gemeinsamkeiten zu finden zwischen Linken, Rechten und Muslimen. Jeder konnte spontan, ohne Budget, einen Blog starten oder ein Hörprogramm oder gar einen Dokufilm zusammenstellen. Es war der Aktivisten-Bewegung aber nicht gelungen, neue Ermittlungen zu 9/11 zu erzwingen oder bedeutende neue politische Kandidaten zu etablieren. Der gealterte Ron Paul war 2008 nur symbolisch angetreten als Präsidentschaftskandidat. Bei den Aktivisten machte sich Resignation und Frustration breit. Der Wahlsieg von Barack Obama verhieß nichts Gutes und die Republicans hatten sich keinen Strich verändert. 9/11 und die Kriege im Irak und in Afghanistan waren keine Themen mehr, um Menschen zu mobilisieren. Ab 2008 fing der CNP die Verschwörungsideologen wieder ein. Die Gier nach Geld und Einfluss bewegte die neue Generation von Aktivisten. Die Tea Party- Bewegung war anfangs eine unkoordinierte Sammlung an Aktivitäten und bekam Hilfe vom CNP-Mitglied Dick Armey und Geld von den Kochs. Dann wurde mehr aufs Gas getreten.

Es war immer genügend Geld vorhanden, um Projekte zu finanzieren. Der Bruder von Betsy DeVos war Erik Prince, CNP-Mitglied und Gründer der Söldner-Firma Blackwater. Die Salem Media Group, das Bott Radio Network und American Family Radio kauften entweder ganze Radiostationen auf oder mieteten Sendezeit. Das Finanzamt IRS vergab einen steuerbefreiten Status an den Family Research Council und American Family Radio.

Die Inhalte waren immer sehr simpel gestrickt: Christliche Werte und Glaube, Patriotismus und Agitation gegen Linke. Das Bott-Netzwerk und American Family Radio erzielten auch Gewinne durch zweifelhafte Nährstoffpräparate. Alex Jones kopierte das später.

Die CNP-Kreise rekrutierten neue Talente wie Mike Pence, der lange Zeit als Moderator gearbeitet hatte. Die Maschinerie lief unerbittlich: Die CNP-Führung legt die Agenda fest, die Spender liefern das Geld, Funktionäre koordinierten und die Medienleute propagierten.

Trotzdem gab es ein großes Problem: Weite Teile der Jugend konnte nicht so richtig viel anfangen mit hyper-christlichen Slogans und seltsamen Ideen, wie die Regierung auszusehen habe. Junge Frauen beharrten auf dem Recht auf Abtreibung. Man hörte moderne Musik. Ältere Konservative starben vermehrt aus. Angeblich hätte der CNP diese Trends verschlafen, aber dies kann von weiter oben angesiedelten Ebenen beabsichtigt worden sein. Es ist die große Sollbruchstelle, mit der sich der Konservatismus bei Bedarf künftig abwürgen lässt. 

Die Trump-Ära

Es kam zu stärkeren Aktivitäten der Mercer Family Foundation und die neurechte Trendwelle sprach viele jüngere Männer an. Inzwischen gibt es ein relativ hohes Niveau bei den neurechten Medien mit Agitation und Humor. Vorbei sind die Tage wo Linke wie Jon Stewart in der Daily Show gegen Bush wetterten und die rechten Kreise keine vergleichbaren Sendungen hatten.

Allerdings war durch Donald Trump eine große Sollbruchstelle eingebaut. Trump war sehr alt und hatte einen vernichtend schlechten Ruf, was Frauen anbetraf. Das RedPill-Movement als Gegenstück zum radikalen Feminismus diente dazu, dass sich junge Männer extrem unattraktiv für Frauen machten. Der CNP wärmte die alte Doktrin des „Dominionism“ auf, also die Herrschaft einer einzigen Partei und „christliche“ Gesetzgebung. Unvermittelbare Männer hoffen darauf, dass sie irgendwann junge hübsche Mädchen in arrangierten Ehen vermittelt bekommen. CNP-Leute waren zunächst sehr skeptisch bis ablehnend gegenüber Trump. Weibliche CNP-Mitglieder wie Marjorie Dannenfelser und Penny Nance versuchten die Wähler in Iowa zu bewegen, auf alle Fälle nicht nicht Trump zu unterstützen.

Es sah dermaßen schlecht aus für Trump, dass viele auch in seinem Umfeld dachten, er würde garantiert verlieren und durch seine Kandidatur zumindest seine Berühmtheit steigern und vielleicht anschließend einen politischen TV-Sender starten. Aus ominösen Gründen entschieden sich CNP-Leute dann doch dafür, ihn zu unterstützen. Alex Jones huldigte ihn plötzlich als den Retter Amerikas. Die QAnon-Sekte zelebrierte den Mythos, Trump werde mit einem Geheimteam die Democrats verhaften.

Nach seinem Sieg wurde die Administration von Trump gefüllt mit Personen aus dem CNP-Orbit, der Heritage-Foundation usw. und auch die neuen Richter für den Obersten Gerichtshof entstammten diesen Kaderschmieden. Es ist völlig offensichtlich, dass die althergebrachten Eliten die Kontrolle besaßen, aber das Marketing erweckte den gegenteiligen Eindruck, Trump sei gekommen um aufzuräumen.

In Europa kopierten rechte Parteien wie die französische „Front National“ den neurechten Kurs der Republicans, und selbst die deutsche AfD war begeistert von Trump. Es scheint, als würde der ehemalige Geheimdienstchef Hans-Georg Maaßen, eine sehr pro-amerikanische Figur, bald seine Werteunions-Partei nach Vorbild der Republicans.

Es ist ersichtlich, dass die Europäer keinen einzigen neuen Gedanken hervorgebracht haben und einfach alles Wesentliche aus den USA abkopieren. Auf Telegram und anderswo werden die Schein-Sensationen und Trends präsentiert, die zuvor in Amerika kursierten. Viele klassische Verschwörungsideologen wissen gar nicht, wie groß der US-Einfluss war auf die deutschen Verschwörungsmedien. Es sind also bei uns die gleichen Sollbruchstellen eingebaut: Fanatismus, Frauenfeindlichkeit, Irrationalität.

Die CDU/CSU deckt die politische Mitte und den sanfteren Konservatismus ab, die AfD ist das Sammelbecken für die Freaks und die Werteunion ist ein Abklatsch der US Republicans. Je nach Bedarf kann den Rechten irgendwann der Boden unter den Füßen weggezogen werden.

AlexBenesch
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